Die Duftbranche befindet sich im Wandel, angetrieben von vier zentralen Kräften: Identität, Wellness, Klima und Digitalkultur.
Infolge ökonomischer Belastungen, etwa durch die Kosten-Lebens-Krise, verhalten sich Konsumenten bewusster und gezielter beim Kauf von Parfum. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach sinnlichen Erlebnissen, die Freude, Nostalgie oder Entspannung vermitteln.
Massendüfte behalten Relevanz, doch das Interesse an Premium- und Nischenparfums wächst deutlich. Wohlbekannte Marken sowie kleine Labels setzen zunehmend auf Personalisierung, stimmungsfördernde Zusatzeffekte und unkonventionelle Duftformate – etwa Öle, feste Formen oder Haarparfums. Gerade Gen Z und Millennials nutzen Parfum als Mittel zur Selbstinszenierung und Experimentierung.
Ein weiterer bemerkenswerter Trend ist die zunehmende Verbreitung unisex-freundlicher Düfte. Immer mehr Duftmarken brechen bewusst mit traditionellen Geschlechterklischees und setzen auf beinah neutrale Duftkompositionen, die individuelle Ausdruckskraft ermöglichen.
Wellness als Duftfunktion: Mehr als nur Aroma
Parfum entwickelt sich zur funktionalen, emotional unterstützenden Produktkategorie. Konsumenten wünschen sich Düfte, die nicht bloß angenehm riechen, sondern gezielt Stress lindern, Stimmung fördern oder mentale Klarheit schaffen. Marken wie Moods, Vyrao oder Edeniste setzen auf sinnlich ansprechende Mischungen aus ätherischen Ölen und wissenschaftlich fundierten Wirkversprechen.
Beispielsweise lancierte Charlotte Tilbury sechs Düfte, die jeweils auf bestimmte Emotionen abzielen – etwa „Calm Bliss“ für Entspannung – basierend auf neurowissenschaftlicher Unterstützung. Untersuchungen zeigen, dass 78 % der Konsumenten in Großbritannien davon überzeugt sind, dass Düfte ihr seelisches Wohlbefinden verbessern können.
Food-Inspiriertes Parfum – die „Gourmand-Revolution“
Ein besonders auffälliger Trend: süße, lebensmittelartige Düfte, sogenannte gourmand perfumes, erleben ein unvergleichliches Wachstum. Letztes Jahr stieg die Anzahl entsprechender Parfum-Neulancierungen um 24 %.
Für den Anstieg wird ein Zusammenhang mit der erhöhten Verwendung von GLP-1-Gewichtsmedikamenten (z. B. Ozempic, Wegovy, Mounjaro) diskutiert. Diese verändern Hunger- und Sinneswahrnehmung – wodurch Konsumenten vermehrt nach olfaktorischer Befriedigung durch süße Düfte suchen.
Dieser Trend trifft insbesondere bei Gen Z auf Resonanz: die Suche nach „gourmand fragrances“ ist in den USA seit 2023 um über 170 % gestiegen – getrieben durch Plattformen wie TikTok und Google. Marken reagieren mit „neo-gourmand“ Kreationen – raffinierter, mit überraschenden Noten wie Gewürzen oder Hölzern verknüpft.
Sampling-Ökonomie und Digital-Kultur
Sampling-Sets boomen: Konsumenten bevorzugen Miniatur-Proben oder Sets, die es erlauben, den Duft auszuprobieren, bevor sie eine volle Flasche kaufen – besonders angesichts knapper Budgets und rasch wechselnder Trends. So rechtfertigen etwa Sets mit vier kleinen Fläschchen denselben Preis wie eine 30-ml-Flasche. Gerade Gen Z und Gen Alpha suchen nach erkennbaren, statusstiftenden Düften, ohne viel zu investieren. Social Media verstärkt diesen Trend weiter, indem Mikrohypes mit Sampling-Anreizen viral gehen.
Nachhaltigkeit und Verpackungsinnovation
Nachhaltigkeit ist inzwischen keine optionale Innovation mehr, sondern eine Grundanforderung. Konsumenten verlangen transparente Herkunft, ethische Inhaltsstoffe und umweltfreundliche Verpackungskonzepte wie Refills oder leichte Materialien.
Mintels Analyse zeigt: Die Duftbranche rückt weg vom reinen Parfum, hin zu multisensorischen, sozialen, umweltbewussten und emotional unterstützenden Erlebnissen. Nischenparfums, unisex-Kompositionen, funktionale Düfte und Sampling-Konzepte sind die treibenden Kräfte – getragen von Gen Z, Klimabewusstsein, Wellness-Bedürfnissen und einem digitalen Umfeld.
Quelle: Mintel.com – Make Sense of Scents: Current and Future Fragrance Trends (Spotlight Beauty and Personal Care), Stand: 30.7.2025