Estetica im Interview mit Hendrik Rumpfkeil, Geschäftsführer von Gieseke: vom Außendienst über exklusive Marken bis zu Schulungen und digitalen Tools – Einblick in Strategien, Trends und Perspektiven für die Branche.

Herr Rumpfkeil, Gieseke steht seit Jahren für den Vertrieb hochwertiger Friseurprodukte und individuelle Beratung. Was ist das Erfolgsgeheimnis Ihres Unternehmens?
Mit unserem Außendienst haben wir weit mehr als nur eine Vertriebsstruktur. Während die Waren aus unserem Hause in den Salon gelangen, fließt gleichzeitig wertvolles Feedback zu uns zurück. So nehmen wir die Branche – und vor allem die Menschen – wahr. Die aktuelle Situation unserer Kunden bildet für uns den Maßstab, an dem wir uns orientieren und gemäß unseren Prinzipien weiterentwickeln. Darüber hinaus sind wir ständig auf der Suche nach neuen, interessanten Produkten für unsere Kunden. Wir versuchen weltweit die besten Innovationen zu finden, um sie in den deutschen Markt zu bringen – immer mit dem Ziel, unseren Kunden den größtmöglichen Erfolg zu sichern.
Im Friseurgroßhandel kam es zuletzt zu einigen Insolvenzen. Welche Lehren ziehen Sie daraus für Ihre Außendienst- und Vertriebsstrategie?

Der Markt wird insgesamt kleiner. Viele Händler verlieren ihre Kunden nicht, weil diese zu einem anderen Partner wechseln, sondern weil es diese Kunden schlicht nicht mehr gibt. Natürlich muss sich auch der Zulieferer des Friseurs permanent an einen sich wandelnden Markt anpassen. Ein so herausfordernder Markt bestraft mangelnde Anpassung sehr schnell und hart. Deshalb ist jede Insolvenz für uns zugleich ein Warnsignal und ein Ansporn, stets flexibel zu bleiben und gemeinsam mit unseren Kunden auf Augenhöhe zu agieren.
Die Branche ist ständig im Wandel – sei es durch neue Trends, Nachhaltigkeit oder Digitalisierung. Wie begegnet Gieseke diesen Herausforderungen?
Heute verfügen wir über ein weltweites Netzwerk von Produzenten und Distributoren, mit denen wir seit vielen Jahren eng verbunden sind. Dadurch erreichen uns Informationen und Neuheiten aus den unterschiedlichsten Märkten sehr schnell. Unsere Aufgabe ist es dann, sorgfältig zu prüfen und zu erkennen, ob diese Produkte oder Trends auch für den deutschsprachigen Raum geeignet sind.
Ein gutes Beispiel dafür ist der CHI Color Master: Kein anderes Unternehmen oder keine andere Marke bietet derzeit eine derart digital unterstützte Farbwelt, wie wir sie unseren Kunden zur Verfügung stellen.
Mit dem CHI Color Master positionieren Sie sich klar in Richtung Digitalisierung. Welche Erfahrungen haben Sie bisher gesammelt, und welche Rolle sehen Sie für kleinere Salons?
Der CHI Color Master ist eine echte Revolution im Bereich der oxidativen Haarfarbe. Und wie immer beginnen Revolutionen klein: Bertha Benz unternahm im Jahr 1888 die erste Fahrt mit einem Motorwagen, weil ihr Mann Karl Benz der Meinung war, die Welt sei für das Automobil noch nicht bereit. Heute können wir uns ein Leben ohne Auto nicht mehr vorstellen.
Genauso ist der CHI Color Master eine Erfindung, die den Markt verändern wird. Inzwischen arbeiten weltweit über 2.000 Friseursalons mit diesem innovativen Tool, und wir sind sehr stolz, diese Innovation in Deutschland und Österreich vertreiben zu dürfen.
Das Besondere: Der Color Master ist für jede Salongröße geeignet. Die Vorteile – Nachhaltigkeit, perfekte Qualität und größtmögliche Vielfalt – hängen nicht von der Größe des Salons ab, sondern von der Innovationskraft und dem Qualitätsbewusstsein des Inhabers.


Schulung und Weiterbildung sind in der Friseurbranche essenziell. Welche Angebote machen Sie Ihren Kunden?
Mit unseren jüngsten Events und Schulungen haben wir eine zweite Säule aufgebaut, die die bisherigen Konzepte optimal ergänzt. Es geht längst nicht mehr nur darum, Neues gewinnbringend einzusetzen, sondern auch das Bestehende kontinuierlich zu verbessern. Dabei entsteht eine echte Community, die neben aller Effizienz und Weiterentwicklung vor allem eines bietet: Freude. Das erlebe ich immer wieder in der CHI-Community.
Die Preise für Friseurdienstleistungen steigen – teils durch höhere Löhne oder Produktkosten. Wie sehen Sie diese Entwicklung, und wie kann ein Salon dies seinen Kunden gut vermitteln?
Der Friseurberuf ist ein echtes Handwerk, das handwerkliches Geschick mit einem feinen Gespür für Form und Farbe verbindet. Gleichzeitig verstärkt und unterstreicht er die Individualität, den Typ und die Ästhetik jedes einzelnen Menschen.
Leider ist es uns als Branche in den vergangenen Jahren nicht gelungen, diese Arbeit in der Öffentlichkeit in dem Maße wertschätzen zu lassen, wie sie es verdient. Ich bin überzeugt, dass Friseure – genauso wie alle anderen handwerklichen Dienstleister – den Mut haben müssen, für ihre Leistung einen fairen und angemessenen Preis zu verlangen. Nur so wird sichtbar, welchen gesellschaftlichen und kulturellen Wert unser Handwerk wirklich hat.
Gieseke setzt bewusst auf Exklusivmarken. Was ist Ihr strategischer Ansatz bei der Markenwahl, und wie wichtig ist heute die Differenzierung im Sortiment?


Ob wir uns für eine Marke einsetzen und uns um die Distribution bemühen, hat niemals nur einen einzigen Grund. Es ist immer ein Mix: der wirtschaftliche Ansatz, die Erfahrungen von Distributoren in anderen Ländern, die Ergebnisse der Tests unserer Fachabteilung, das Auftreten und die Erfahrung des Herstellers – und zu guter Letzt unser Bauchgefühl, ob die Marke wirklich zu Gieseke passt.
Die letzte Marke, die wir neu aufgenommen haben, Danger Jones, hat mich zum Beispiel mit ihrer Individualität, Kreativität und der Idee einer aktiven Friseur-Community komplett überzeugt.
Was wünschen Sie sich mittelfristig für die Friseurbranche – und welche Rolle kann Gieseke dabei spielen?
Mein Wunsch ist, dass die Friseurbranche endlich die Wertschätzung – und damit auch die Bezahlung – erfährt, die sie mehr als verdient. Natürlich ist Gieseke nur ein Marktteilnehmer. Aber wenn wir alle in dieser Branche unseren Beruf positiv bewerten und die vielen erfolgreichen Beispiele von Friseurunternehmern sichtbar machen, können wir gemeinsam erreichen, dass die kreative und hochindividuelle Arbeit des Friseurs auch für junge Menschen wieder attraktiv wird.
Es gibt ein chinesisches Sprichwort: „Stecke einen Stock in einen Fluss und er ändert zwei Kilometer weiter seinen Lauf.“ Genau so sehe ich auch unsere Branche – wenn viele von uns an der richtigen Stelle Impulse setzen, können wir gemeinsam große Veränderungen anstoßen.









