Wie ein junger Friseurunternehmer mit Mut, Haltung und klarer Vision die Branche neu denkt.
Mit nur 21 Jahren machte sich Yunus Emre Colak selbstständig – ein Alter, in dem andere noch überlegen, welchen Weg sie einschlagen wollen. Heute führt er mit CLOU Munich einen der spannendsten Salons der Stadt, arbeitet als National Artist für Oribe und sammelt internationale Erfahrungen auf der Fashion Week. Im Interview mit Estetica spricht er über die Kunst, jung Verantwortung zu übernehmen, warum Head Spa mehr ist als Wellness und wieso echte Professionalität dort beginnt, wo Leidenschaft auf Weiterentwicklung trifft.

Du hast mit gerade einmal 21 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Welche drei Dinge waren für Dich in dieser frühen Phase besonders herausfordernd, und wie hast Du sie überwunden?
Die größte Herausforderung war sicher, Verantwortung zu übernehmen – für mein Team, meine Kunden und natürlich auch für den wirtschaftlichen Erfolg. Gleichzeitig musste ich lernen, unternehmerisch zu denken und nicht nur kreativ zu arbeiten. Und drittens war es eine Herausforderung, mir in so jungen Jahren das nötige Vertrauen und die Anerkennung in der Branche zu erarbeiten. Ich habe all das überwunden, indem ich konsequent an mir gearbeitet, Weiterbildungen besucht und mich mit Menschen umgeben habe, die mich inspiriert und unterstützt haben.
Mit 25 Jahren hast Du dann einen Salon in München übernommen, wie kam das?
Ich war bereit für den nächsten Schritt. Die Gelegenheit in München kam genau zum richtigen Zeitpunkt, und ich habe sie genutzt um meine eigene Vision umzusetzen.
Heute bist Du unter anderem als National Artist bei Oribe tätig und sammelst Erfahrungen als Stylist bei der Fashion Week. Wie beeinflusst dieser über den Salonbetrieb hinausgehende Teil deine tägliche Salon-Arbeit?
Diese Erfahrungen erweitern meinen Horizont enorm. Auf der Fashion Week zu arbeiten oder mit einer Marke wie Oribe zu reisen, fordert mich immer wieder heraus, über den Tellerrand zu schauen. Ich bringe neue Ideen, Techniken und viel Energie mit in den Salon – das inspiriert nicht nur mich, sondern auch mein Team und meine Kunden.

Friseure trauen sich oft nicht, teure Produkte im Salon anzubieten. Wie würdest du skeptischen Kollegen den Mehrwert erklären?
Für mich sind hochwertige Produkte ein Statement dafür, wie wertvoll unser Beruf ist. Sie zeigen den Kunden, dass wir uns wirklich um ihre Haare kümmern und dass unsere Arbeit mehr ist als nur Schneiden oder Färben. Wenn man den Mehrwert erklärt, merken die Kunden, dass sie in gute Pflege investieren – und genau das schafft Vertrauen und zeigt unsere Professionalität.
Lass uns zum Thema „Head Spa“ übergehen. Du hast in diese Richtung ja Anfang des Jahres in deinen Salon investiert. Worauf muss man deiner Meinung nach besonders achten, damit der Service nicht nur als „Massage“ angesehen wird?
Mir war wichtig, dass Head Spa bei uns im Salon nicht einfach wie eine Massage rüberkommt, sondern wirklich ein Erlebnis für Körper und Geist ist. Ich finde es toll, wenn die Kundinnen und Kunden dabei richtig abschalten können – und gleichzeitig merken, dass wir uns um ihre Kopfhaut und Haare kümmern. Wir schauen uns die Kopfhaut genau an und finden dann gemeinsam die Produkte, die individuell passen. Für mich geht es darum, Fachwissen mit Achtsamkeit zu verbinden und diesen Moment zu schaffen, in dem jemand den Stress loslassen kann – genau das macht den Unterschied.
Wie „verpackst“ Du den Head Spa-Service in Deinem Salon: Welche konkreten Elemente setzt Ihr ein, damit der Kunde ihn versteht und auch wahrnimmt?
Wir fangen damit an, die Kopfhaut genau zu betrachten, um herauszufinden, was sie braucht, und wählen dann die passenden Produkte aus. Dazu kommt die richtige Atmosphäre – ruhige Musik, angenehme Düfte und ein bequemer Platz, damit die Kundin oder der Kunde richtig abschalten kann. Ich erkläre auch immer Schritt für Schritt, was wir machen und warum, damit man spürt, dass es ein professionelles Pflege-Erlebnis ist. So verbinden wir Entspannung, Pflege und Fachwissen – und genau das merken die Kunden.
Wenn man sich selbstständig macht, welche häufigen Fehler siehst Du bei der Einrichtung eines Salons?
Viele Salons lassen ihr Interieur einfach von einem Standardeinrichter planen oder stöbern auf Pinterest nach Inspiration. Dabei sieht am Ende alles gleich aus und es fehlt die eigene Handschrift. Ich finde, man sollte von Anfang an professionell und mit einer klaren Vision denken – schließlich wollen wir ja auch nicht, dass unsere Kunden sich selbst die Haare auf Blond färben. Unser Ziel war es, einen Salon zu schaffen, der anders ist.
Wer hat das Design Deines Clou Munich Salons entworfen und was war dir dabei wichtig?



Mir war von Anfang an wichtig, dass der Salon nicht wie ein typischer Friseursalon wirkt. Ich habe zu Manuel gesagt: „Ich möchte ein einzigartiges Raumgefühl schaffen.“ Ein richtiges Design entsteht schließlich in mehreren Schritten. Für CLOU haben wir auf drei zentrale Bausteine gesetzt: die Architektur und das Interior-Design von Manuel Benjamin Schachtner, das Corporate Design von Deria Sakali und das Lichtkonzept von Hannah Hölzl. Zusammengenommen prägen diese drei Elemente den unverwechselbaren Charakter unseres Salons.
Stichwort Co-Working im Friseur-Sektor: Wie stehst Du dazu, wann kann Co-Working im Salonbereich funktionieren, wann nicht, und wie würdest Du es in Deinem Umfeld umsetzen (oder eben nicht)?
Ich finde Co-Working super für Friseure, die die nächsten Schritte gehen und sich langsam an die Selbstständigkeit herantasten wollen. Für mich ist das eine Art Zwischenstufe zwischen Angestelltsein und komplett selbstständig zu arbeiten. Du arbeitest in einem Salon, den du nicht selbst gestaltet hast, und musst trotzdem bestimmte Regeln einhalten. Für mich persönlich wäre das nichts, aber ich finde es super, dass es solche Optionen gibt.
Wenn du heute zurückblickst auf deinen Werdegang, von der frühen Selbstständigkeit bis hin zum erfolgreichen Salon-Besitzer, welche Einsicht würdest du anderen jungen Friseuren mit auf den Weg geben?
Weiterbildung ist für mich ein Muss – nicht nur im Job, sondern fürs ganze Leben. Seit ich selbstständig bin, habe ich bestimmt 30 Bücher gelesen und unzählige Seminare besucht, um erfolgreicher, bewusster und einfach glücklicher zu sein. ‚Ego‘ hat bei mir keinen Platz. Mein erster Gedanke am Morgen ist: ‚Da hat sich jemand echt Mühe für mich gegeben.‘ Wenn man sich Galaxien, Milchstraßen und unsere Erde anschaut, merkt man: Da wurde richtig Vollgas für uns gegeben. Deshalb gebe ich jeden Tag auch mein Bestes!









