Wenn die Wirtschaft ins Wanken gerät, verändern sich Prioritäten – und oft auch Frisuren. Ein Blick auf den US-Markt, ähnliche Tendenzen sehen wir auch hier…

In den USA, wo ein andauernder Government Shutdown, hohe Zölle, gekürzte SNAP-Leistungen und steigende Arbeitslosigkeit Millionen Haushalte belasten, erlebt der Beauty-Sektor eine stille, aber kraftvolle Transformation. Schönheit wird nicht mehr als Luxus verstanden, sondern als Form der Selbstfürsorge. 75% der Menschen in den USA nutzen Selfcare inzwischen bewusst zur Stressreduktion. Und wenn finanzielle Sicherheiten bröckeln, wächst das Bedürfnis, Dinge selbst in die Hand zu nehmen – buchstäblich.
Der neue DIY-Boom entspringt nicht modischen Launen, sondern Notwendigkeit, Autonomie und dem Wunsch nach emotionaler Stabilität. In Badezimmern, Social-Media-Tutorials und Community-Gruppen entsteht eine Bewegung, die Schönheit neu definiert: nicht als Dienstleistung, sondern als Handlung. Ein Haarschnitt, eine Maniküre oder ein selbstgemachter Duft werden zu kleinen Akten der Kontrolle in einer Zeit, die wenig davon bietet.
Daten, die den Trend untermauern
Die Analyseplattform Spate zeigt deutlich, wie sich der DIY-Gedanke verfestigt. Suchen nach At-Home-Behandlungen steigen quer durch alle Kategorien – ein Indiz dafür, dass Konsumenten professionellen Service zunehmend selbst ersetzen.
- Wimpern-Kits: +136,6% YoY (= im Jahresvergleich)
- Press-on-Nägel: über +350% YoY
- Lip Oils: +1.000% YoY
- Gesichtspeelings: +497,4% YoY
- DIY-Bienenwachskerzen: +112,8% YoY
- Ätherische Öl-Diffuser: +64,7% YoY
Diese Zahlen zeichnen ein klares Bild: Das Zuhause wird zum persönlichen Spa, Salon und Wohlfühlraum. Gleichzeitig kämpft die Profibranche. 21% der US-Salons arbeiten inzwischen defizitär. Ein Viertel der Frauen, die in der Pandemie ihre Haare selbst färbten, bleibt laut Circana bis heute dabei. DIY ist zur dauerhaften Alternative geworden.
TikTok als DIY-Universität
Während Facebook-Gruppen das Fundament legten, erreicht DIY-Beauty auf TikTok seinen Höhepunkt. Unter dem Hashtag #DIYbeauty sammeln sich zehntausende Posts, manche mit Millionen Klicks. Kreatoren wie Mila Jay schaffen Serien, die Nutzer nicht nur unterhalten, sondern ausbilden: Schritt für Schritt, kostentransparent, realistisch.
Influencer-Marketing-Expertin Megan Vasquez beschreibt, dass Beauty-Routinen oft als Erstes dem Sparzwang weichen – und TikTok füllt die Lücke mit Lösungen.
Trends wie „recession blonde“ zeigen, wie Konsumenten bewusster agieren, kostspielige Termine streichen und einfache Pflege-Alternativen bevorzugen. Auch die Dupe-Kultur feiert Rekorde. MCoBeautys „National Dupe Day“ erzielte einen Umsatzsprung von 10.000% und eine Conversion Rate von 20%. Nie war es einfacher, mit zehn Dollar ein Ergebnis zu erzielen, das früher hundert kostete.
Brands reagieren – und profitieren
Marken haben den Wandel erkannt. Mini-Kits, DIY-Rituale, Creator-Kollaborationen und edukative Kampagnen machen aus Konsumenten aktive Gestalter. Erfolgreich ist, wer versteht: DIY bedeutet nicht billig, sondern smart, selbstständig und teilbar. Der neue DIY-Trend steht für mehr als Sparen. Er ist ein Gefühl: Ich kann das selbst. Und in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit ist genau das ein Luxus, den man sich leisten kann.
Quelle: beautymatter.com









